Normale Welt

Das ist die Welt, in der die drei die restlichen Jahre ihres Lebens verbracht haben. Hier befinden sich jeweils drei Portale, die gefunden werden müssen.
Neben ihrem Aufenthalt in Amaranth müssen sie auch noch zur Schule gehen.

May kam erschöpft zu Hause an und schmiss ihre Schultasche in eine Ecke. Warum musste Schule nur immer so lange dauern? Wer hatte sich das so ausgedacht? Sie ging in die Küche und begrüßte ihre Mutter, die schon zu Mittag aß. Ohne ein weiteres Wort nahm sie sich einen Teller und verschwand auf ihr Zimmer. Dort drehte sie Musik auf und setzte sich auf ihr Bett. May starrte aus dem Fenster. Sie lebten ihn einem größeren Dorf und eigentlich war es ganz nett hier. Hauptsache sie war nicht in der Stadt, dort wo ihre Schulkameraden fast alle wohnten. Sie seufzte und stellte den Teller auf den Boden, legte sich hin und sah zur Decke hoch.

Damon saß ihm Bus mit einem Kopfhörer im Ohr und dem iPod in der Hosentasche. Als seine Haltestelle kam, stand er auf und drängelte sich durch den überfüllten Bus. Das Leben in einer Stadt war ganz schön anstrengend, auch wenn es nur eine kleine Stadt war. Man war hier wirklich nie alleine. Der Weg zu ihm nach Hause war kurz und nach fünf Minuten war er auch schon angekommen. Er nahm die Kopfhörer aus den Ohren und betrat die Wohnung. Seine Mutter saß bereits ihm Wohnzimmer und wartete, sein Vater ebenfalls. Als sie ihn reinkommen sahen, standen sie auf. Dein Lehrer hat angerufen. Das klang gar nicht gut. Damon seufzte und sah weg. Und? Sein Vater verschränkte die Arme. Wenn deine Noten nicht bald besser werden, dann fliegst du von der Schule. Willst du das wirklich? fragte er in einem scharfen Ton und musterte ihn. Nein. Kann ich jetzt gehen? Er wartete nicht mehr auf eine Antwort und drängte sich an den beiden vorbei und ging in sein Zimmer. Er schloss die Tür ab und warf seinen Rucksack aufs Bett. Um auf andere Gedanken zu kommen, nahm er sich Stift und Papier und fing an zu zeichnen.

Yuki stieg ins Auto und sah aus dem Fenster. Die anderen Schüler starrten sie immer noch an, wenn sie von der Schule abgeholt wurde. Ein wenig konnte sie es verstehen. Es war schon komisch, wenn plötzlich ein neues Mädchen herzieht und jeden Tag mit einer Limousine zur Schule hin- und wieder weggefahren wird. Trotzdem .. es gefiel ihr überhaupt nicht, wie sie über sie redeten, als würde sie sich als etwas besseres halten. Dabei war sie doch eigentlich genauso wie sie. James sah sie durch den Rückspiegel an. Ma'am? Können wir fahren? Yuki nickte. James war der Butler ihrer Familie. Schon sein Name .. wie in allen Büchern und Filmen, jeder Butler heißt James. Yuki war froh, als die Limousine endlich losfuhr und die Schule endlich aus dem Blickfeld verschwand. Sie fuhren an wirklich schönen Bäumen und Wiesen vorbei. Ein paar wenige Häuser standen hier in diesem Dorf, in dem sie lebte. Und zwar ziemlich große Häuser. Ihr Anwesen lag nur noch wenige Minuten entfernt und Yuki war froh, als sie endlich angekommen war. Ihre Laune veränderte sich schlagartig, als sie Dreamer, ihren Haflinger Hengst, auf der Koppel stehen sah. Sie lief sofort auf ihn zu und musste lachen als er seinen Kopf an ihr rieb. Yuki streichelte das Pferd. Wenn ich dich nicht hätte .. Glaub mir, diese Schule ist der reinste Horror. Sie seufze und stieg über den Zaun der Koppel.

Bevor sich May richtig ausruhen konnte, kam ihre Mutter ins Zimmer. May seufzte genervt und richtete sich auf. Was ist? fragte sie. Du musst heute mit dem Hund rausgehen. antwortete sie. Kann Colin das nicht machen? Colin war ihr jüngerer Bruder. Nein, heute bist du dran. Ohne ein weiteres Wort nahm ihre Mutter ihren Teller mit und verließ das Zimmer wieder. May stand auf und machte die Musik aus, dann setzte sie sich vor den Spiegel und begann ihre Haare zu machen und sich nochmal zu schminken. Als sie fertig war stand sie auf und lief nach unten. Bruno! rief May, als sie unten war und ehe sie sich versah stand der Hund auch schon vor ihr. Bruno war mittlerweile 3 Jahre alt und ein Schäferhund Labrador Mix. May schnappte sich die Leine und leinte Bruno an. Dann verließ sie das Haus und schloss die Tür hinter sich. Bruno zerrte kräftig an der Leine, aber sie schaffte es, ihn zurückzuhalten.

Damon betrachtete sein Kunstwerk und seufzte. Er war nicht wirklich in der Stimmung, um zu zeichnen. Ein wenig frische Luft würde jetzt wahrscheinlich gut tun. Da seine Eltern ihn garantiert nicht rauslassen würden, machte er das Fenster auf und sprang hinaus. Dann lief er die Straße entlang und blickte nochmal hinter sich. Seine Eltern schienen nichts gemerkt zu haben. Er entspannte sich ein wenig und lief weiter. In Richtung Hauptstraße wollte er jetzt nicht, da waren zu viele Leute. Also entschied er sich einen abgelegeneren Weg zu nehmen. Er könnte sich dann einfach unter irgendeinen Baum setzen oder so. Irgendwas würde er schon finden, um ein wenig zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Die Schule machte ihn grade ziemlich fertig und seine Eltern halfen nicht grade dabei, ihn aufzumuntern und zu ermutigen.

Yuki trennte sich nach einer halben Stunde von Dreamer und betrat das Anwesen. Sie sah auf die Uhr und seufzte. In einer halben Stunde würde sie Privatunterricht haben. Als ob die normale Schule nicht reichen würde. Ihr Terminplan war ziemlich vollgestopft und sie hatte nicht viel Freizeit. Also irrte sie ein wenig durch das Haus. Sie brauchte zehn Minuten um die Küche zu finden. Da sie erst vor zwei Wochen mit ihrer Familie hergezogen war, war sie noch ein wenig orientierungslos. Sie hatte sowieso nicht gerade den besten Orientierungssinn und verlief sich ständig. Es nervte langsam, dass sie nichts mehr alleine auf die Reihe brachte. Yuki nahm sich einen Apfel und setzte sich. Vom Fenster aus beobachtete wie Dreamer friedlich auf der Koppel graste. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte auch ein Pferd sein. Dann wäre alles so viel leichter. Nach einer Weile stand sie auf und ging ins Zimmer, wo der Privatunterricht stattfand. Als erstes würde sie Geschichte üben müssen und danach wahrscheinlich Englisch. Beides Fächer in denen sie noch ein paar Schwierigkeiten hatte. Und wenn sie nicht gut in der Schule war, dann würden ihre Eltern sie umbringen. Sie legten sehr viel Wert auf gute Noten, damit sie später auch im Leben etwas erreichen kann. Yuki war aber nicht gerade begeistert davon, eine Geschäftsfrau zu werden und im Büro zu sitzen. Am liebsten würde sie mit Pferden arbeiten, aber das würde wohl nie passieren.

May lief an Wiesen und Feldern vorbei und genoss die frische und schöne Luft. Es war beinahe Sommer und wirklich angenehm draußen, also machte ihr das Laufen mit Bruno nicht mehr so viel aus. Trotzdem wünschte sie sich, dass sich etwas ändert. Sie wusste nicht was, aber irgendwas fehlte. Verträumt blickte in die Landschaft und lief an Häusern vorbei, in denen alte Leute oder frisch gewordene Eltern wohnten. Ein Haus stichte heraus und May blieb kurz stehen, um es länger zu betrachten. Ihr fiel auf, dass es genauso war, wie die anderen Häuser auch, warum kam es ihr dann irgendwie anders vor? Vor dem Haus hing ein Schild mit der Aufschrift "Ferienwohnung". Bruno zerrte an der Leine und wollte weiter, aber May befahl ihm ruhig zu sein. Dann ging sie näher ans Haus heran und schaute durch eines der Fenster. Von der Einrichtung abgesehen, schien das Haus leer zu sein. Niemand war zu sehen und es lagen keine privaten Sachen herum. Sie könnte ja mal .. Nein! May schüttelte den Kopf und wandte sich schnell weg. Sie konnte da nicht rein, es gehörte sich nicht und außerdem war Bruno noch da und den konnte sie schlecht mitnehmen. Also ging sie weiter und Bruno schien sich sichtlich über ihre Entscheidung zu freuen.

Damon lief immer weiter, bis er irgendwann keine Lust mehr hatte. Er sah sich kurz um und setzte sich dann auf einen Hügel, der in der Nähe des Weges lag. Ein wenig später stand er dann wieder auf. Sollte er wieder zurück? Ihm war noch nicht wirklich danach, sich seinen Eltern zu stellen, also lief er weiter, bis er an einen Waldweg kam. Im Wald war er lange nicht mehr gewesen, warum sollte er nicht mal dort vorbei schauen? Er stieg also über ein paar Brennnesseln und lief dann quer durch den Wald. Der Pfad war doch eh zu langweilig. Nachdem er schließlich auch davon genug hatte, lehnte er sich an einen Baum. Es wurde langsam Abend, vielleicht sollte er doch zurück. Seufzend raffte Damon sich auf und wollte gerade zurück gehen, als er plötzlich in ein kleines Loch rutschte. Fluchend rappelte er sich wieder auf und entdeckte plötzlich einen Weg, der durch die Ranken hindurch führte. War der vorher auch schon da? Ihm war nicht aufgefallen. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch die Blätter und Zweige und fand schließlich am Ende des Weges eine Höhle. Sie war völlig mit Moos überwuchtert und von Natur bedeckt. Was ist, wenn hier jemand lebte? Es führte wohl nicht umsonst ein Weg hierher, nur damit man eine leere Höhle besichtigen konnte. Dabei war es nicht einmal eine große Höhle. Sie war ziemlich schmal und man musste sich ducken, um weiterzukommen. Damon zuckte mit den Schultern. Ein Blick konnte doch nicht schaden und außerdem würde ihn zu Hause wohl niemand vermissen, also konnte er ruhig noch etwas länger bleiben. Er ging auf die Knie und sah in die Höhle, konnte aber nicht viel erkennen. Nach einer Überwindung kroch er dann hinein und tastete sich an den steinernen Wänden voran. Und ehe er sich versah war er auch schon am Ende und er stieß sich den Kopf an der Felswand. Damon biss sich auf die Zähne und versuchte nicht aufzuschreien. Verdammte Höhle! Hier ist ja gar nichts.. Irgendwie war er ein wenig enttäuscht, aber was hatte er denn erwartet?

Yuki hatte soeben die schlimmsten zwei Stunden ihres Lebens hinter sich. Anscheinend hatten ihre Eltern Professorin Hawking gesagt, dass sie dringend besser werden müsste und wenn es nicht so sein sollte, würden sie sie feuern. Zumindest hatte es sich danach angefühlt. Erschöpft ließ sie sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett fallen und starrte zur Decke, die mit alten Malereien von Engeln und Wolken bedeckt waren. Yuki war zwar nicht gläubisch, aber doch fand sie die Zeichnungen irgendwie schön. Trotzdem wünschte sie sich, dass sie so wie jeder andere auch einfach ein normales Zimmer haben könnte. Seufzend richtete sie sich wieder auf. Darüber nachzudenken half ihr nicht weiter, also beschloss sie wieder raus zu Dreamer zu gehen. Nachdem sie ihn gestriegelt hatte, machte sie ihn zum Ausritt bereit und schwang sich dann in den Sattel. In einer Stunde musste sie wieder zurück sein, dann hatte sie Fechttraining. Aber das würde sie schon schaffen. Mit den Fersen trieb sie Dreamer vorwärts und ritt vom Hof. Da sie im Dorf lebte waren hier nicht viele Menschen und das war ihr auch Recht. Gemütlich ritt sie über Felder und Wiesen und hielt manchmal inne um die Aussicht zu genießen. Sie hoffte, dass sie hier bleiben würden und dass ihre Eltern nicht wieder beschlossen um zu ziehen. Denn ausnahmsweise gefiel es ihr hier richtig gut.